Tagebaufolgenutzung – regionaler USP – Leuchtturm Buschhaus

20.10.2012

Konversion industrieller Flächen am Beispiel einer interdisziplinären und integrativen Tagebaufolgenutzung im Landkreis Helmstedt / Elm Lappwald

Wenn es im Landkreis Helmstedt eine infrastrukturelle Besonderheit gibt, dann ist das der Braunkohletagebau und die daran gekoppelten Bergbaurandflächen.

Wie man beim Studium einer Topographischen Karte oder von Luftbildern des Landeskreises Helmstedt schnell erkennen wird, gibt es südlich der Kreisstadt Helmstedt zwischen deren Stadtrand und einem Bereich zwischen der Gemeinde Büddenstedt und der Stadt Schöningen einen recht grossen Tagebaubereich. Hier wird seit ca. zwei Jahrhunderten der Bodenschatz Braunkohle gewonnen.

Der Bergbau ist in der Region oder besser dem Revier Helmstedt also schon so lange ansässig, dass sich viele tausend Familien damit identifizieren und sich als bekennende Bergleute auch öffentlich zu erkennen geben. Bergbau gehört hier vor Ort zu den festen Traditionen und diese wird auch entsprechend gepflegt. Und wenn man im Revier Helmstedt von Bergbau spricht, dann meint man nicht nur den Braunkohletagebau sondern auch den Salzbergbau, der bis zum heutigen Tag in der Gemeinde Grasleben nördlich von Helmstedt stattfindet. Zudem wird in der Gemeinde Uhry (Stadt Königslutter) westlich von Helmstedt ein hochwertiger Quarzsand gewonnen, der international verkauft wird. Der Bergbau prägt also den gesamten Landkreis Helmstedt schon seit Jahrhunderten.

Ein aufzulassender Bergbau (Tagebau) bietet für die Regionalentwicklung, also die infrastrukturelle Flächenentwicklung, vor allem zum Ende der Auskohlung einzigartige und  herausragende Ansätze für eine Konversion. Für gewöhnlich bedeutet der Abschluss der Auskohlung auch immer gleich auch die Schließung des dazugehörigen Bergbauunternehmens.

Und so spricht man im allgemeinen Sprachgebrauch bei einer Konversion nicht nur von der betriebswirtschaftlichen sondern im gleichen Atemzug auch von einer infrastrukturellen Konversion.

Zwar wird von den PolitikerInnen vor Ort immer wieder laut betont, es sei einzig und alleine Sache des Bergbauunternehmens, die Nachfolgenutzungen zu veranlassen, doch das ist m. E. viel zu kurz gefriffen und letztlich auch ein Unfähigkeitsbekenntnis der politisch Verantwortlichen, denn auch ein Bergbauunternehmen steht in der Gesellschaft und gerade weil ein Tagebau stattfindet, ist es nicht alleine zu lassen, wenn es um die Nachnutzung der offengelassenen Bergbauflächen geht.

Ein Bergbauunternehmen ist in Deutschland gesetzlich verpflichtet, die eigenen Flächen nach der Ausbeutung der Rohstoffe wieder in den land- und forstwirtschaftlichen und vor allem den naturräumlichen Kreislauf soweit es geht zurückzuführen. Das wird im Rahmen sog. Rahmenabschlussbetriebspläne rechtlich wie inhaltlich abgearbeitet.

Da die meisten PolitikerInnen von infrastrukturellen Planungsszenarien nur ein rudimentäres Verständnis haben, sind sie in der Folge auch sehr schnell fachlich überfordert. (Doch wozu, so frage ich, gibt es Planungsbüros, die man mit strategischen Planungen beauftragen kann!?!)

Bereits 1993/1994 habe ich als mit Raumplanungen vertrauter Fachmann die Idee entwickelt, die Tagebau- und Tagebaurandflächen einer strategischen Nachnutzungsplanung zu unterziehen und dabei die Schwerpunkte Wohnen, Industrie und Naturschutz avisiert und zwar zu je einem Drittel der insgesamt in Frage kommenden Flächen.

Ab 1995 habe ich diese strategische Ausrichtung dann in Funktion immer wieder propagiert als DIE strategische infrastruktuelle Zielrichtung für den gesamten Landkreis Helmstedt.Die inhaltlichen Schwerpunkte Wohnen sollten darauf abzielen, Spezialwohnzielgruppen (wie Alte und kinderreiche Familien, Penthauseigentümer und Individualisten) zu erschließen. Der Schwerpunkt Industrie hatte das Ziel, die bestehende Bergbauindustrie in eine Energielieferantenindustrie für alle energieintensiven und einzuwerbenden Industriekunden (z. B. Chemieindustrie, Metallindustrie aber auch Freizeitintensivindustrie) umzuwandeln. Der Schwerpunkt Naturschutz schließlich zielte darauf ab, sowohl  naturfachliche Nachnutzungen in intensivster Form auszuprobieren und darzustellen (Stichwort: wirtschaftlich und naturräumlich integrative Konversion am Beispiel des Reviers Helmstedt, Niedersachsen)  und gleichzeitig als Flächenausgleichspool für alle baurelevanten Vorhaben im gesamten Landkreis Helmstedt zukünftig zur Verfügung zu stehen.

Leider haben die seinerzeitigen Netzwerke zwischen dem Vorstand und der Verwaltungsspitze dahingehend sehr gut funktioniert, dass die Idee und mein Vorhaben angewiesenermaßen hinten angestellt wurden. Selbst als es mir gelang, europäische Fördermittel für diese Industrieflächenkonversion (dam. Ziel-2-Mittel des EFRE) einzuwerben, wollten die Verantwortlichen die avisierte Strategie nicht weiter verfolgen. Das betrifft sowohl die Politik als auch jene im Bergbauunternehmen.
Ihren inhaltlichen Höhepunkt im Sinne eines sehr zweifelhaften Entscheidungsvorgangs erreichte diese fachlich niemals begründete Ablehnung, als dann sowohl der Landkreis Helmstedt wie auch die damalige BKB AG eine Strategieplanung in Auftrag gegeben haben, um einen Offroad-Park zu konzipieren. Denn selbst dafür hätten EU-Fördermittel eingeworben werden können, doch man bezahlte lieber aus eigener Kasse 500.000 DM (ca. 250.000 €), jeweils hälftig der Landkreis Helmstedt und die BKB AG. Selbstverständlich hätte man die Benennung als auch die Ausrichtung dieser Idee entsprechend den Fördervorgaben anpassen müssen, doch weder dazu noch überhaupt für eine Fördermittelinanspruchnahme waren die Verantwortlichen zu begeistern. Das war für mich zum damaligen Zeitpunkt einer der ernüchterndsten Begegebenheiten, denn ich konnte nicht nachvollziehen, wie ein Landkreis und ein Unternehmen es schaffen, sich 50% Subvention entgehen zu lassen. Der eine schob es auf die Stadt Helmstedt, die damals über ihre Wirtschaftsförderung die Federführung des Projektes „Offroadparkplanung“ inne hatte, der andere sagte, dass es ein wichtiges Zeichen sei, dass die öffentliche Hand sich direkt beteilige.
Es tut mir noch heute im Nachhinein nach so vielen Jahren weh, denn ich bin mit Haut und Haar ein Fördermitteljäger und kann und will es vielleicht auch nicht akzeptieren,  dass bestehende Fördermittelkulissen ungenutzt bleiben wenn man Ideen und Vorhabenspläne hat, die mit etwas Geschick in solche Kulissen eingepaßt werden könnten, um dann Fremdmittel anzuwerben und so eigene Finanzressourcen für weiter Schritte zur Verfügung zu haben.

Als dann auch dieses Unterfangen innerhalb nur eines Jahres offiziell für gescheitert erklärt wurde, hatte der damalige Vorstand m. E. ein wichtiges strategisches Ziel erreicht: die Tagebaufolgenutzung wurde im politischen Umfeld von niemandem mehr angefaßt und das Unternehmen konnte in aller Ruhe die land- und forstwirtschaftliche Abwicklung der ausgekohlten und danach mit einfachsten Miteln rekultivierten Flächen vornehmen.  Der Vorstand argumentierte denn auch öffentlich genau in der Weise, dass man vor Ort doch alles versucht habe, um eine alternative Nutzung zu eruieren, diese ja aber leider leider und vor allem nachweislich gescheitert sei.

Und die regionale Politik schwieg dazu und schweigt bis heute und das obwohl diese Bergbaukonversionsflächen im Grunde genommen einzigartige Ansiedlungs- und Nutzungsoptionen aufweisen, die m. E. ganz sicher auch arbeitsmarktpolitisch ausserordentlich wirksam geworden wären.

Warum nur mag man vor Ort nicht das ungemein hohe Flächenpotenzial erkennen, das der Tagebau und seine Randflächen aufzuweisen haben?!? Sowohl die zentrale Lage der Flächen in der Mitte Deutschlands mit hervoragenden überregionalen Verkehrsanbindungen als auch die einzelnen Märkte sind wie o.a. vorhanden. Und – das ist für mich das gewichtigste Argument – mit dieser Strategie wäre es möglich gewesen, den Arbeitsplatzabbau im Bergbauunternehmen aufzuhalten bzw. abzufedern, z. B. indem man öffentlich-private Konversionsgesellschaften gegründet hätte. Solche Flächenkonversionsgesellschaften mit beschränkter Haftung hätten z. B. die Aufgabe gehabt, die nutzbaren Flächen zu entwickeln und danach dann am Markt zu veräussern.

Ein Offroad-Park z. B. muss nicht gleich weltweit einzigartig und riesig sein Manchmal reicht es für den Anfang, wenn ein Gelände abgesteckt und eingezäunt wird, ein paar Container für Werkstattarbeiten, Reinigung von Mensch und Material aufgestellt und eine kleine Gastwirtschaftsinfrastruktur eingerichtet werden (Offroader sind unkomplizierte Menschen. Die übernachten auch unter Car-ports, in Zelten u.ä. und die Essensversorgung kann einfachsten Standard haben). W
Wenn man natürlich meint, man könne mit einem schönen bunten Plan auf Investorenmessen sofort Erfolg haben, dann ist das m. E. blauäugig und zudem eine krasse Fehleinschätzung, denn auf diesen Messen wird man seltenst die Investoren selbst treffen sondern lediglich die Scouts.
Und es ist bei Weitem nicht ausreichend, nur einmal mit einem winzigen Stand auf solch einer Messe vertreten zu sein, sondern man muß  den Markt wie es so schön heisst penetrieren, also mehrmals und vor allem wahrnehmbar präsent sein. Und das möglichst nicht nur auf einer Messe sondern auf mehreren und das je nach Größe und Zielsetzung auch vor internationalem Publikum. Einmal rein werbetechnisch betrachtet sollten die Messepräsentationen  mit einer verstärkten medialen Präsenz in den Printmedien, dem Hörfunk und Fernsehen einhergehen und, was mindestens genauso wichtig ist, man muß vor Ort, also im Revier selbst, zeitgleich dafür Sorge tragen, dass eine gesellschaftspolitische Würdigung und vor allem Ausrichtung auf solch ein profundes Infrastrukturprojekt stattfindet. Die Identifikation einer Region mit solch einem Großprojekt (sei es nun ein Solitärprojekt wie z. B. ein Offroad-Park oder, was ich persönlich immer propagiert habe, ein multisequentielles und sektorenübergreifendes und integratives Projekt) äussert sich aus Sicht möglicher Investorenscouts prinzipiell in den Flächennutzungsplänen, die im Nachlauf zu den Machbarkeitsstudien entsprechend geändert und angepaßt  werden. Dieses Signal ist von herausragender Bedeutung für Investoren(gruppen), da sich an den Flächennutzungsplänen auch ablesen läßt, ob die avisierten Schwerpunkte überhaupt planerisch machbar sein werden und ob sich daraus die adäquaten Bebauungspläne ableiten lassen. Wer das nicht genauso durchführt, wird nirgends auf der Welt auch nur einen Investor akquirieren können, denn nur ein buntes Papier auf einer oder zwei Messen auf einem winzigen unscheinbaren Unterausstellerstand wird als „nicht professionell“ bewertet und entsprechend diesem Verhalten auch nicht ernst genommen. Leider hat man aber seitens der federführenden Stadt Helmstedt und ihrer m. E. völlig überforderten provinziellen Wirtschaftsdförderung genau das getan. Man hat sich selber die Möglichkeiten verbaut, indem man sich keinlaut und unprofessionell verhalten hat und die begleitenden Vorstands- und Aufsichtsgremien haben es nicht für nötig befunden, das Vorhaben entsprechend organisatorisch und finanziell zu professionalisieren.

Ich habe es wirklich an allen möglichen Stellen probiert, dass man bei einem solchen Vorhaben mehrschichtig und mindestens zweigleisig fahren muss und dafür eindeutig mehr Geld benötigt, als es damals für das Werbebudget zur Verfügung stand. Hätte man z. B. die für die Machbarkeiststudie ausgegebenen Geldsummen mit 50% Förderung unterlegt, dann hätte ein sehr großer Betrag (250.000 DM) für alle Folgemaßnahmen zur Verfügung gestanden. Ich frage mich ernsthaft, warum ist mir das nicht gelungen und warum haben die Menschen es nicht aufgenommen, obwohl ich es immer und immer wieder in den Entscheidungsebenen angesprochen und eingehend (meist sogar mit schriftlichen Statements) erklärt habe!?!

Selbst ein europaweites Einzigartigkeitsmerkmal (ein sogenannter unique selling point) oder auch das Leuchtturmprojektsymbol wären vor Ort vorhanden! Man bedenke, andere Regionen würden sich die Finger lecken danach und geben oftmals viel Geld aus, um einen sogenannten USP herauszuarbeiten. Und hier vor Ort steht das Teil mitten in der Landschaft und ist über viele viele Kilometer entfernt noch gut zu erkennen.
Es ist dies der 300 m lange Schornstein beim Kraftwerk Buschhaus, der sich ganz hervorragend als „Leuchtturm“ hätte verwenden lassen. Ein besseres Symbol für eine Industriekonversion kann man im Grunde genommen gar nicht haben, doch mir zwingt sich der Eindruck auf, dass man mit kreativen Ideen in dieser Region nichts werden kann, denn hier gibt es eine deutliche Mehrheit von EntscheidungsträgerInnen, die so und so alles besser wissen und vor allem, wie man es nicht macht. Und so wurde denn auch bei der Vorstellung meiner Strategie in Verbindung zum Leuchtturm Buschhaus verfahren. Man lehnte es lächelnd ab ,ohne inhaltliche Auseinandersetzung oder gar alternative Vorschläge ähnlicher Qualität einzubringen.

Mit dieser hier grob skizzierten Strategie wäre m. E. sogar schon vor über 13 Jahren, also sehr frühzeitig, eine Nutzung der Abwärme möglich gewesen, denn sowohl die Teilsparten Industrie als auch Wohnen können mit Abwärmeenergie sehr viel konstruktives leisten und sie hervorragend in die entsprechenden Projekte integrieren. Doch auch da hat man sich herausgehalten und den Ansatz nicht weiter verfolgt. Erst vor knapp einem Jahr (2011) hat der heute amtierende Landrat und damalige Bürgermeister der Stadt Schöningen einen erneuten Vorstoß in Richtung Nutzung der Abwärme unternommen und sogar die Projekt Region Braunschwweig GmbH und zukünftige ALlianz für die Region GmbH involvieren können. Leider bisher auch ohne spürbaren Erfolg.

Es ist natürlich viel leichter, die Zugbrunnen abzustellen und aus den Millionen schweren Rückstellungen ein paar schnöde Land- und Fortwirtschaftsflächen und ein ganz klein wenig Naturschutz zu planen und das alles fein und artig gemäß der gesetzlichen Vorgaben dann freigeben zu lassen, um diese Flächen letzten Endes dann zu veräussern. Einfacher geht´s immer :-)

Man kann auch in einer Kreisliga 100 m Läufe gewinnen, doch will man zu den olympischen Spielen muß man extrem trainieren und ein hervorragendes Umfeld schaffen, damit die Spitzenkräfte sich entwickeln können! Und genau daran hapert es hier vor Ort. Es mangelt nachweislich an dem unbedingten Willen der politischen Entscheidungsträgerschaften, Gewinne einzufahren und sich entsprechend dann auch tiefgreifend und umfassend vorzubereiten. Hier wird nur herumgeredet und man will seit vielen Jahren die Wirtschaftsförderung und viele andere Bereiche verbessern, doch Geld und Organisationskraft will man nicht bereit stellen.

Im Landkreis Helmstedt will man in der Kreisliga bleiben, denn sonst hätten die politisch und administrativ Verantwortlichen sicherlich ganz andere Wege beschritten und nicht dem Bergbau-Unternehmen das Feld konfliktfrei und vor allem kampflos überlassen. Was dabei herauskommt, kann man hier vor Ort tagtäglich sehen. Es wird ganz herkömmlich rekultiviert. Es entstehen keine neuen Arbeitsplätze und die Region entvölkert sich mehr und mehr.

Klar es gibt zwei absolute Lieblingsprojekte der aktuellen Führungsmannschaften, das soll hier ja gar nicht verschwiegen werden. Da ist zum Einen das Projekt Schöninger Speere. Hierfür hat alleine das Land Niedersachsen 15 Mio Euro – also 30 Millionen DM- an Steuermitteln zur Verfügung gestellt. Mit dieser Summe hätte man alle o.a. Schwerpunkte ganz locker bedienen können und wäre zudem mit einem entsprechend wirksamen Werbebudget am existierenden Markt und könnte Kunden werben. Und so entsteht nur ein architektonisch schönes Gebäude, ein netter Parkplatz und ein paar Pferde dürfen auch symbolhaft ihren Job machen, um eine Vorstellung von den damaligen Pferdejägern zu bekommen. Doch sprechen wir einmal Tacheles. Mit 15 Mio Euro könnten sämtliche o.a. Planungen professionell erarbeitet werden, die Werbung und Akquise für die mit dem Geld (plus Rückstellungsbeträge des Unternehmens für Rekultivierungsangelegenheiten) noch vorbereiteten Flächen hätten längst stattgefunden und es wären nach meiner Kalkulation inzwischen mindestens 1-2 international tätige Ferienparks, 2-3 energieintensive Unternehmen sowie 150 – 300 Wohneinheiten und ein Ausgleichsflächenpool mit einer besonders hohen ökologischen und vor allem integrativen Qualität entstanden. Damit verbunden wären vorsichtig gerechnet ca 250-500 neue Arbeitsplätze und ca 200-1000 neue EinwohnerInnen hinzu gekommen Aber es ist wie es ist und wir werden sehen, ob das Projekt der Schöninger Speere so ankommt, wie es 100.000 e Euro schwere Gutachter und Berater und Werbefirmen vorhersagen. Leider entstehen bei dieser Investition nur ca 8 Arbeitsplätze, was vergleichsweise eine sehr magere Ausbeute darstellt. Doch ich hoffe wirklich sehr, dass alle professionell angefertigten Prognosen zutreffen werden und die Region damit ein internationales touristisches Zugpferd bekommt, das Investoren motiviert, in und um Schöningen herum zu investieren. Es ist der gesamten Region wirklich zu wünschen. Verdient hat sie es alle mal.

Und dann ist da noch der Lappwaldsee. Hier zeigt sich am exemplarischsten wie die Region denkt und fühlt.

Man stelle sich vor, man habe ein grosses Tagebauloch, für das keine ausreichenden Massen mehr vorhanden sind, um es halbwegs ausgleichend aufzufüllen. Also muss es offen bleiben. Da nnwerden die Entwässerungspumpen abgestellt und logischerweise steigt in der Folge dessen der Grundwasserspiegel. Und wenn man dann so auf dieses große Loch schaut und sich langsam ein See bildet, was macht man dann?! Richtig! Man träumt von einem See. Schön, oder?!?

Leider nein, denn es wird nicht daran gedacht und vor allem dafür Vorsorge betrieben, dass ein gesunder See von dieser Größe immer mindestens einen adäquaten Zulauf und Ablauf aufweisen muss, die für den notwendigen Austausch von Frischwasser sorgen. Diese Zu- und Abläufe sind aber geomorphologisch bedingt hier vor Ort nicht vorhanden. Was den Ablauf angeht, hätte man zudem auf der sachsen-anhaltiner Seite entsprechende Vorarbeiten vornehmen müssen. Im Übrigen ist das auch eine Einzigartigkeit im weiten Umfeld. Durch diesen Tagebausee lief einst die innerdeutsche Grenze und heute läuft folglich die Landesgrenze mitten durch das zukünftige Seegelände.

Leider wurden die notwendigen Planungen auf der sachsenanhaltiner Seite abgebrochen. Inzwischen hat die MIBRAG vollendete Tatsachen geschaffen, die jede hydrologische Entwässerung und vielleicht auch touristische Nutzung ad absurdum führen müssen. Einmal mehr eine vertane Chance für eine ja durchaus zielführende touristische Nachnutzung eines solchen Seegeländes. Doch auf auf Helmstedter Seite wird nichts unternommen, um dieses Vorhaben sowohl hydrologisch als auch naturschutzfachlich und schon gar nicht planungstechnisch zielführend zu entwickeln. Man freut sich über einen Rundweg mit ein paar Ruhebänken und gefällt sich darin, mit Hunden um den zukünftigen See spazieren zu gehen. Also wirklich ganz weitreichende Nutungsüberlegungen, finden Sie nicht?!

Entschuldigen Sie bitte den nachklingenden Sarkasmus, doch wenn man als Planer hier vor Ort dem speziellen Geschehen umd den Lappwaldsee folgt, dann bleibt einem fachlich wirklich die Spucke weg, man verfällt dem Alkohol oder hält sich mit einem bitteren Sarkasmus am Leben. Letzteres ziehe ich dem Alkohol eindeutig vor. Also bitte entschuldigen Sie meinen hin und wieder bitteren sarkastischen Unterton.

Statt sich also intensiven Planungen zu widmen, wie man einen zukünftig über 60 m tiefen See belüften könnte, wie man dem jetzt bestehenden Gewässer Leben einhauchen und wie man zukünftig alle Randflächen entsprechend belegen kann, wird gewartet. Das kann diese Region wirklich am allerbesten. Warten und Tee trinken. Statt die schönsten Wasserspiele Norddeutschlands einzurichten, denn Wasserfontänen haben den angenehmen Vorteil, dass sie Wasser umwälzen und vor allem belüften, und diese entsprechend auszuleuchten und musikalisch zu unterlegen (für beides ist mehr als ausreichend Energie vorhanden) und damit dann sowohl touristisch wie auch naturfachlich eine Geld und Prestige einbringende zusätzliche Attraktion zu etablieren, wird darauf öffentlich auch noch gehofft, dass hier mal ein See entstehen werde. Na toll!

Und es wird auch nicht planungstechnisch an den See herangearbeitet, so dass etwaige Investoren Flächen angeboten bekommen, auf denen Sie dann Freizeitanlagen, Dienstleistungsbetriebe (Gastrohotellerie z. B.) u.v.m. rechtssicher errichten könnten. Warum auch. So ein See reicht doch!? Tut er wirklich!? Natürlich nicht. Wenn man es ernst meint mit einer touritischen Entwicklung, dann reicht es hinten und vorne nicht,  einen netten Fussweg drum herum und nach und von Büddenstedt an den See anzulegen und ausgerechnet für so ein weitreichendes Vorhaben dann noch Fördermittel zu beantragen.

A propos Büddenstedt. Bei Büddenstedt ist das einzige noch verbliebene Industrieareal im Landkreis Helmstedt, eine sog. GI-Fläche. Die vorhandene GI-Fläche, die einst Kraftwerksgelände war, könnte um mindestens das doppelte noch aufgestockt werden, wenn – ja, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.
Ein Industrieareal! Man kann es gar nicht laut und deutlich genug sagen! Wo bitte gibt es denn hier so nah an der Autobahn noch erschlossene oder schnell und unkompliziert zu erschliessende Industriegebiete?! Und was ist denn so schlimm daran, dem Kraftwerksbetreiber neue Kunden heranzuholen?! Ist es denn wirklich so blasphemisch, wenn neue Industriearbeitsplätze entstehen?! Scheinbar ja, denn seit über 10 Jahren bewegt sich diesbezüglich rein weg gar nichts. Man trifft sich auf höchsten Verwaltungs- und Politikebenen zu allgemeinen Plausch. Hier heißt das Revierrunde, doch gemeinsam finanzierte Projekte in dieser hier dargestellten Richtung – Fehlanzeige!

Sie merken, hier schliesst sich gerade der Kreis zu dem o.a. Passagen. Büddenstedt war und ist das von mir konzipierte Industrieentwicklungsareal in dem Kontext Wohnen – Naturschutz – Industrie wie o.a..

Und so schaut man denn verdrossen, wie es hier vor Ort üblich ist, auf eine ungewisse Zukunft, jammert, zetert und schimpft immer auf die anderen und die das draussen, doch sein Schicksal selbst investigativ, prospektiv und mit Mut selbst in die Hand zu nehmen, also zu investieren, um Gewinne zu generieren, Arbeits- und Ausbildungsplätze, Neueinwohner u.v.m. zu entwickeln, dazu fehlt den Verantwortlichen anscheinend der Mut. Und das betrifft auch dieses Projekt Lappwaldsee bei Helmstedt. Hier wird planerisch und entwicklungspolitisch gesehen seit Jahren geschlafen, denn es wurden die neuralgischen und kritischen Planungszeitpunkte – hier Erstellung der Abschlussbetriebspläne – einfach überdauert und man hat sich seitens der Politik und der Verwaltungen überhaupt keine Mühe gegeben, die notwendigen Pflöcke einzuschlagen.

Es ist einfach schade, denn die Flächen und die Potenziale der Menschen, die Verkehrsanbindungen sowie der Markt sind allesamt eindeutig hervorragend und klar erkennbar gut – alleine es fehlt der Mut, es auch umzusetzen und anzupacken. Und ich habe es leider auch nicht geschafft und man ist mir heutzutage sogar böse, dass ich es nach wie vor nicht aufgebe, daran zu glauben.

Ich glaube nach wie vor daran, dass es nie zu spät ist. Weder für eine interdisziplinäre und integrative Konversion noch für eine prospektive, investigative und gewinnorientierte Nachnutzung der Tagebau- und Tagebaurandflächen.

Glück auf!

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